3.1 Felgenbremsen
Man unterscheidet Seitenzug- und Mittelzugbremsen, wobei die Mittelzugbremsen nochmals
in die herkömmliche Mittelzugbremse und die Cantilever-Bremse unterteilt werden (Abb). Die Cantilever-Bremse findet man hauptsächlich bei Mountain-Bikes, All-Terrain-Bikes und Reiserädern. Auf die Hydraulikbremse soll hier nicht eingegangen
werden. Dazu bietet der Handel ein Service-Kit an, das mit einer sehr guten, deutschsprachigen Anleitung sowie allen benötigten Teilen ausgestattet ist. Scheibenbremsen sind bisher nur sehr selten an Fahrrädern zu finden, sie werden hier nicht behandelt.
Bei der Wartung und Pflege sind bei allen aufgeführten Bremsen prinzipiell die gleichen Arbeiten durchzuführen. Dazu gehören das Auswechseln, Fetten und Einstellen der Bremszüge, die Einstellung und das Ersetzen der Bremsschuhe sowie das Reinigen und Zentrieren der Bremskörper.
AIs Werkzeuge werden benötigt: Schraubenschlüssel, evtl. Inbusschlüssel, Zange und Seitenschneider.
3.1.1 Ersetzen des Bremszuges
Ein Bremszug muß ersetzt werden, wenn er durchgerissen ist, wenn der Nippel (am Bremsgriff) abgerissen ist oder besser schon dann, sobald die Drähtchen am Nippel beginnen abzureißen, oder aber wenn der Zug unelastisch wird.
Es gibt Bremsseile mit birnen- und tonnenförmigen Nippeln in verschiedenen Abmessungen (Abb.), im Zweifelsfall alten Bremszug bzw. Nippel als Muster beim Neukauf mitnehmen.
Und so wird der Bremszug ersetzt:
- Felgenbremsen sollten - wenn möglich - entspannt werden. Viele Seitenzugbremsen
besitzen eine Vorrichtung zur Entspannung Bremse, die gelöst werden muß (Abb. oben). Bei einfachen Seitenzugbremsen muß dazu der Bremszug am Bremshebel ausgehängt werden.
Ist das Fahrrad mit einer Mittelzugbremse ausgestattet, muß der Bremszug am Kabelträger ausgehängt werden. Bei Cantilever-Bremsen kann der Bremszug an einem Bremsschenkel ausgehängt werden (Abb. rechts).
Stellhülse - falls vorhanden - ganz hereindrehen. Bei Seitenzugbremsen finden Sie
die Stellhülse am Bremskörper (Abb. oben), bei Mittelzug- und Cantilever-Bremsen
am Bremsgriff oder am Bremszugwiderlager.
- Klemmschraube lösen (bei der Seitenzugbremse am Bremskörper, bei Mittelzug- und Cantilever-Bremsen am Kabelträger).
- Bremsseil durch Betätigen des Bremsgriffes lockern und aus der Klemmschraube herausziehen.
- Bremszug ein Stück in den Bremsgriff schieben, bis der Nippel aus der Aufnahme
herausgenommen werden kann.
- Bremsseil aus dem Außenzug herausziehen und wegwerfen.
- Außenzug auf Beschädigungen und Knicke kontrollieren, nur fehlerfreie Außenzüge weiterverwenden. Beim Neukauf sollten Außenzüge mit Kunststoff-Innenbeschichtung bevorzugt werden, da diese die Betätigungskraft der Bremse stark herabsetzen.
- Länge des Außenzuges überprüfen: Er sollte gerade so lang sein, daß er bei voll eingeschlagenem Lenker weder geknickt (bei Hinterradbremse) noch gedehnt wird. Überlängen abschneiden (besser: absägen) und evtl. entstandenen Haken zurückbiegen. Ende glattfeilen.
Evtl. vorhandene Endhülse vom abgeschnittenen Ende unter Erwärmen (mit dem Fön oder Feuerzeug) abziehen und auf das neue Ende aufsetzen.
- Neues Bremsseil gut fetten. Dadurch wird ein leichtes Gleiten im Außenzug erreicht,
außerdem bleibt der Zug länger flexibel und ist vor Korrosion geschützt.
- Bremsseil vom Bremsgriff ausgehend durch die Bremsgriffdurchführung, Außenhülle und Stellhülse (sofern vorhanden) in die Klemmschraube führen.
- Nippel in die Nippelaufnahme einführen.
- Bremsseil am Querzugträger festschrauben.
3.1.2 Einstellen der Bremse
- Entspannvorrichtung wieder feststellen. Bei Cantilever-Bremsen sollte der Querzug
so eingestellt werden, daß der Winkel zwischen Querzug und Bremsarm etwa 90 ° beträgt (Abb. 3.1). Dieses ist aber nicht bei allen Fahrrädern/Bremsmodellen möglich. Anschließend wird der Querzug eingehakt. Mit einer Stellhülse kann die Feineinstellung durchgeführt werden.
Die Bremsschuhe sollten 2 - 3 mm Abstand von der Felge haben. Bei einem Schlag in
der Felge darf die Bremse aber nicht schleifen. Da jedoch die Bremswirkung mit einer
zu weit geöffneten Bremse rapide nachläßt, sollte die Felge bei starken Schlägen nachzentriert werden.
- Überlanges Bremsseil auf ca. 3 cm kürzen und mit einer Endkappe, durch Verkleben oder Verlöten als Schutz vor Verletzungen und gegen aufspleißen sichern.
- Mit fortschreitendem Bremsschuhverschleiß muß selbstverständlich der Bremszug nachgestellt werden, eine Bremse mit Stellhülse stellt dabei eine wesentliche Erleichterung dar.
Der Bremszug sollte etwa 1 - 2mal im Jahr nachgefettet werden.
3.1.3 Einstellen und Ersetzen der Bremsschuhe
Die Bremsschuhe müssen ersetzt werden, sobald das Profil abgebremst ist, da sonst
der Wasserfilm, der sich bei Regenfahrten zwischen Bremsschuh und Felge bildet, nur
schwer durchbrochen werden kann. Dadurch wird das Naßbremsverhalten der Bremse wesentlich verschlechtert.
Auch ungleichmäßig abgebremste Bremsschuhe sollten ersetzt werden, wobei eine korrekte Einstellung das ungleichmäßige Verschleißen verhindert.
Wichtig: Bremsschuhe müssen immer paarweise ausgetauscht werden!
Die Einstellung der Bremsschuhe erfolgt bei allen Felgenbremsen gleich, lediglich
bei Cantilever-Bremsen gibt es eine Besonderheit.
Bei Neukauf der Bremsschuhe ist zu beachten, daß es verschiedene Befestigungsmöglichkeiten gibt. Außerdem ist es wichtig, daß die Bremsschuhe auf das Felgenmaterial (Alu, Stahl) abgestimmt sind (evtl. Fahrrad zum Händler mitnehmen). Manchen Bremsschuhen liegt eine Gebrauchs- und Montageanleitung bei, diese sollte unbedingt beachtet werden.
- Zum Austauschen des Bremsseils Entspannvorrichtung (falls vorhanden), sonst das Bremsseil lösen, um den Bremsschuh zu ersetzen. Zum Einstellen der Bremsschuhe ist das Entspannen bzw. Lösen des Bremszuges i.a. nicht erforderlich.
- Befestigungsschraube bzw. Mutter am Bremsschuh lösen, zu ersetzende Bremsschuhe
entfernen.
- Neuen Bremsschuh einsetzen, bei einigen Modellen ist eine Laufrichtung angegeben,
die beachtet werden muß. Schraube bzw. Mutter so weit anziehen, daß der Bremsschuh nicht mehr selbständig verrutscht, sich jedoch noch leicht verschieben läßt.
- Bremsschuh in der Höhe so verschieben, daß er bei angezogener Bremse auf die Mitte der Seitenfläche der Felge greift (obere Abb.). Er darf nicht am Reifen schleifen,
da dieser dadurch zerstört wird (dieses kann besonders beim Vorderrad zu bösen Unfällen führen). Ein zu tief eingestellter Bremsschuh kann in die Speichen rutschen, was auch zu Unfällen führt.
- Neigung des Bremsschuhs so einstellen, daß er gerade auf die Felge greift.
- Bei Cantilever-Bremsen muß der Bremsschuh mit Hilfe der Taumelscheibe so eingestellt werden, daß zuerst die vordere Kante die Felge berührt, die hintere Kante des Bremsschuhs sollte dann noch ca. 1 - 2 mm Abstand zur Felge haben (untere Abb.).
Die Einstellung kann man sich erleichtern, wenn man zwischen Felge und Hinterkante
des Bremsschuhs ein Stück Karton oder einen Streichholz klemmt.
- Schraube bzw. Mutter festziehen, ohne die Position des Bremsschuhs zu verändern.
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3.1.4 Bremskörper warten und einstellen
Die Wartung des Bremskörpers erstreckt sich auf eine regelmäßige Kontrolle der Befestigung und der Einstellung sowie ein gelegentliches Schmieren der Drehstellen. Die Befestigung muß fest und spielfrei sein, die Bremsarme sollen sich jedoch auf dem Bremsbolzen noch leicht bewegen.
Der/die Bremskörper soll(en) so eingestellt sein, daß beim Anziehen der Bremse beide Bremsschuhe gleichzeitig auf die Felge drücken. Ist dies nicht der Fall, können mehrere Fehler vorliegen:
- Das Laufrad ist nicht korrekt ausgerichtet.
- Der/die Bremskörper ist/sind nicht korrekt ausgerichtet.
- Der/die Bremskörper ist/sind stark verschmutzt, so daß die Rückstellkraft der Feder(n) nicht mehr ausreicht.
- Der Innenzug ist schwergängig geworden durch Alterung, Verschmutzung oder durch
Beschädigung des Außenzuges.
- Die Konterung auf der Vorderseite der Seitenzugbremse ist zu fest angezogen.
- Mindestens ein Bremskörper ist verbogen.
Verbogene Bremskörper müssen ersetzt werden.
Das Ausrichten des Bremskörpers erfolgt bei allen Bremsen bis auf die Cantilever-Bremse am Befestigungsbolzen. Dazu löst man die Mutter auf der Rückseite der Bremse, wobei bei vielen Modellen ein Gegenhalten der Befestigungsmuttern auf der Vorderseite nötig ist (Abb.). Nach dem Ausrichten der Bremse wird die Mutter wieder festgezogen.
Ist die Konterung zu fest, müssen beide Muttern auf der Vorderseite gelöst werden. Sie sind wieder so anzuziehen, daß sich die Bremsarme leicht, jedoch spielfrei bewegen können. Dazu sind zwei Schraubenschlüssel erforderlich, um die innere Mutter festzuhalten, während man die äußere Mutter festzieht.
Einige Tropfen Öl oder Kettenfließfett auf die Drehstellen der Bremse sorgen für Leichtgängigkeit, nur in hartnäckigen Fällen muß der Bremskörper demontiert werden.
Die Demontage ist nicht schwer, wer sich jedoch nicht darantraut, findet in der Literatur
eine gute Unterstützung.
Cantilever-Bremsen besitzen an jedem Bremskörper eine Rückstellfeder. Diese Federn müssen in ihrer Wirkung aufeinander abgestimmt werden. Dazu befindet sich bei einigen Fabrikaten (z.B. viele Modelle von Suntour) an einem der beiden Bremskörper direkt am Sockel eine Mutter, die mit einem flachen Schraubenschlüssel gedreht werden kann. Eventuell muß die Befestigungsschraube des Bremskörpers bei dieser Arbeit mit einem passendem Schrauben- oder Inbusschlüssel festgehalten werden. Bei anderen Fabrikaten (z.B. Shimano) findet man an der Seite eines der Bremsschenkel eine Schraube (manchmal ist es eine kleine Inbusschraube, die man leicht übersieht), mit der die Feder eingestellt werden kann. Bei vielen, besonders preiswerten, Bremsen findet man gar nichts, dann müssen die Bremskörper vom Sockel abgeschraubt werden. Hier wird eine Feder sichtbar, die in ein Loch am Sockel greift. Meistens gibt es drei Löcher, die Variation des benutzten Loches erlaubt eine grobe Einstellung der Federkraft.
3.2 Nabenbremsen
Bei den Nabenbremsen unterscheidet man Rücktritt- und Trommelbremsen. Beide sind
nahezu wartungsfrei.
3.2.1 Rücktrittbremsen
Mögliche Fehler beschränken sich auf die Lager, die zu fest oder zu locker sein können. Zu fest eingestellte Lager äußern sich durch Knackgeräusche, auch kann die Funktion des Freilaufes beeinträchtigt sein. Bei zu lockerem Lager wackelt der Nabenkörper auf der Achse.
Der Bremsarm muß fest am Rahmen fixiert sein.
Tritt beim Bremsen ein Quietschen auf, müssen Bremskonus und Bremsmantel mit einem Spezialfett geschmiert werden. Dazu muß die Nabe auseinandergenommen werden. Die Behebung all dieser Fehler überläßt man am besten dem Fachmann oder man löst das Problem mit Unterstützung der Literatur.
3.2.2 Trommelbremsen
Die Trommelbremse wird meistens durch einen Bowdenzug, manchmal durch ein Gestänge bedient. Bei Pflege und Wartung des Bowdenzuges sind die gleichen Dinge zu beachten wie bei den Felgenbremsen. Beim Gestänge verdienen die Drehgelenke etwas Aufmerksamkeit. Sie dürfen sich nicht lösen und sollen regelmäßig geschmiert werden, um eine leichtgängige Bedienung zu gewährleisten.
Die möglichen Fehler sind dieselben, wie bei der Rücktrittnabe.
Die Bremse wird an der Stellhülse am Bremsarm (an der Nabe) eingestellt (Abb.).
Die richtige Einstellung ist gefunden, wenn sich das Rad bei unbetätigter Bremse
frei drehen läßt und der Bremshebel bei voll angezogener Bremse noch nicht den Lenker berührt.
Die Bremsbeläge müssen regelmäßig geschmiert und auf Verschleiß überprüft werden, verschlissene Beläge sind auszuwechseln. Dazu sowie zur Einstellung der Lager kann man entweder den Fachmann oder die Literatur befragen.
© Juli 2000 Peter de Leuw Veröffentlichung mit freundlicher Genehmigung von Peter de Leuw.
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